Persönliches Budget… von Sabine Göbber

Hallo zusammen,

 

ich bedanke mich herzlich bei Euch für die zahlreichen positiven Rückmeldungen zur letzten Infomail.

 

Der heutige Erfahrungsbericht zeigt Euch in etwa den Weg zum persönlichen Budget. Der Interessenverband bietet Euch Unterstützung an und möchte Mut machen, das Angebot in Anspruch zu nehmen. Vorweg: Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Wir versichern Euch, dass ihn keiner alleine gehen muss. Gemeinsam mit uns Nicole Soppa, Christoph Soppa und mir, Sabine Göbber begleiten wir Euch über den gesamten Prozess.

Also, das Weiterscrollen nach unseren Kontaktdaten lohnt sich. Nehmt bitte gern direkt zu uns Kontakt auf.


Ich bin gespannt auf Eure Rückmeldungen, Mutmachergeschichten und Fragen, kurz: auf den Austausch mit Euch!

 

Alles Liebe

Sabine Göbber

Diplom-Sozialpädagogin

Krankenschwester

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Schritt für Schritt – der Weg lohnt sich!

 

„Hurra, der Bescheid ist da! Heute habe ich endlich auch die schriftliche Mitteilung, dass ich meine Assistenzen finanziert bekomme. Es war schon ein langer Weg, man braucht Ausdauer und es war nicht immer einfach, aber ich war nie allein und konnte immer auf die Unterstützung zurückgreifen.“ (Contergangeschädigter, Budgetnehmer).

 

Dies ist die Aussage eines Antragstellers, der es gemeinsam mit uns geschafft hat und nun sein persönliches Budget erhält. 

 

Das persönliche Budget bedeutet für Euch:

 

– Unterstützung im Alltag

– Assistenz in der Freizeit

– selbständige Sicherstellung der Pflege

– Bewältigung vieler kleiner ungeplanter Dinge in der Tagesgestaltung

 

Der Antrag ist auf den ersten Blick ein kräftezehrender Akt, aber jeder kann und sollte ihn gehen. Gemeinsam mit uns erreicht ihr das Ziel zu Eurem persönlichen Budget.

Lassen wir einen contergangeschädigten Menschen mit persönlichem Budget selbst erzählen:

 

„Also, ich bin ja immer viel unterwegs, auch mit anderen Contergangeschädigten. Und da habe ich mitbekommen, dass der ein oder andere immer jemanden dabei hat, der ihn unterstützt. Und wenn ich dann nachgefragt, hieß es, das ist mein persönlicher Assistent.

Ich bin dann mal in mich gegangen, und hab mich gefragt, für was ich so einen Assistenten gebrauchen könnte, wobei der mir helfen könnte. Da sind mir echt eine Menge Sachen eingefallen.

Ich hab dann jemanden vom IV angesprochen, das ich da mal `ne Frage zu hätte. Zusammen mit S. haben wir dann aufgelistet, was ich denn so an Unterstützung brauche. Wann ich sie brauche und wobei genau. War schon beindruckend, als wir da so einen ungefähren Stundenplan fertig hatten.

Jemand, der bei mir sauber macht, hatte ich ja schon, und auch jemand der beim Duschen hilft. Quasi meine ersten Assistenten gab es schon.

Dann kam so der Teil, vor dem ich ehrlich gesagt etwas Schiss hatte. Einen Antrag ans Amt stellen. Ich hatte Sorge, da irgendetwas falsch zu machen, dass ich es vermasseln könnte, oder die mir irgendetwas kürzen, oder was weiß denn ich.

Doch S. kannte sich da jedoch aus. Sie hat mich echt beruhigen können.

Sie wusste, dass mein Antrag zum Landschaftsverband muss. Auch welche Schreiben und Unterlagen dabei sein müssen. Wir haben dann gleich auch das Schreiben beigefügt, das ich als Contergangeschädigter keine Angaben machen muss, zu meinem Einkommen und Vermögen.

Klar kamen da vom Amt noch Rückfragen. Das ein oder andere fehlt denen ja doch immer. Vor allem haben die zweimal nachgefragt, ob ich wirklich als Arbeitgeber auftreten will. Als ich dann jedoch einen Steuerberater angeben konnte, der die Personalabrechnungen für mich machen würde, waren sie beruhigt.

Spannend wurde dann die Frage, ob ich einen Pflegegrad habe. Sicher habe ich einen, aber die letzte Begutachtung war schon ewig her. Also musste ich auch noch eine Überprüfung beantragen.

Puuh, das war dann so ein Punkt, wo ich am liebsten aufgehört hätte. Besuch vom MDK?  Wollte ich jetzt nicht wirklich.  Aber auch da gab`s Unterstützung vom IV durch N. . Erstaunlicherweise bin ich sogar einen Grad höher eingestuft worden. Hat sich direkt gelohnt.

Als dann endlich alle Papiere beim Amt waren, hat`s auch nochmal gedauert, bis es weiter ging. Dann kam der Antragshöhepunkt, der Besuch vom Amt bei mir zuhause. Mit drei Mann waren sie da. Eine Person vom Landschaftsverband, eine vom Kreis und eine andere, weiß auch nicht mehr genau von wo.

Dies Gespräch war gut, auch wenn ich total nervös war und Angst hatte, was Falsches zu erzählen. Aber wir haben ganz offen darüber gesprochen, wobei ich Hilfe brauche und warum jetzt und nicht schon früher. Die hatten ehrlich gesagt, von Conterganschädigung keinen Plan. Hatten keine Vorstellung davon, was z.B auch die Folgeschäden machen.

Wir haben schon so ein bisschen um die ein oder andere Stunde gefeilscht. Zum Glück war N.N mit dabei.

Danach war ich völlig geschafft, hatte aber der Eindruck, dass es gut wird.

Ich habe dann die Woche drauf mal telefonische angefragt, wie es aussieht. Da hieß es schon, ja geht klar.

Und dann war endlich der Bescheid da.“

 

So und ähnlich verlaufen die Beantragungen, zusammengefasst grundsätzlich in diesen Schritten:

1.

Klärung der 3 großen „W´s“

Welche Unterstützung benötige ich? Wann brauche ich Unterstützung? Wer könnte mir helfen?

 

2.

Aufstellung eines Stunden-, Wochen- und Monatsplans

Zur besseren Übersicht und um die Stundenzahl zu ermitteln, sollte möglichst genau aufgeführt werden, wann die jeweiligen Unterstützungen benötigt werden.

 

3.

Antragsformulierung und -einreichung

Es genügt ein formloses Schreiben, dass man Assistenz benötigt und diese mit einem persönlichen Budget finanzieren möchte. Zunächst ist die Stundenaufstellung beizufügen. Der Bedarf weiterer Unterlagen ist unterschiedlich und wird meist erst im weiteren Antragsprozess angefordert. Ansprechpartner in NRW sind die beiden Landschaftsverbände Rheinland und Westfalen-Lippe. Zu den Unterlagen und Vorgehensweisen variieren allerdings innerhalb der Kreise die Angaben. Auch die anderen Bundesländer haben sehr unterschiedliche Zuständigkeiten und Vorgehensweisen. Diese lassen sich aber recherchieren.

4.

Ab hier geht der Weg gemeinsam mit den entsprechenden Ämtern und Behörden weiter.
Es gibt meist eine/n FallmanagerIn als AnsprechpartnerIn. Über diese/n läuft die weitere Koordination zu fehlenden Unterlagen, die Terminierung der Hilfeplankonferenz, u. ä. Das Amt klärt, wer genau die Kosten übernehmen muss und wer an der Hilfeplankonferenz beteiligt wird. WICHTIG: Ihr habt das Recht, Euch bei allen Terminen – auch in der Konferenz – Unterstützung zu holen.

 

  1. Ziel erreicht – die Assistenz startet!

 

Nach dem erfolgreichen Antrag lassen Euch die Mitarbeiter vom IV auch weiterhin nicht alleine. In NRW unterstützen wir auch vor Ort, z.B. Dabeisein im Hilfeplangespräch oder bei MDK-Besuchen. Als Ansprechpartner für die unterschiedlichen Schwerpunkte stehen wir gerne zur Verfügung:

Sabine Göbber: Persönliches Budget

Christoph Soppa: Bereich Rente, Persönliches Budget

Nicole Soppa: Pflegegrad, Pflegebegutachtungen, Pflege allgemein

 

Sehr informativ und hilfreich sind auch die vom Interessenverband angebotenen Pflege- und Assistenztage, die wir hoffentlich bald wieder anbieten können. Ein Besuch lohnt sich!

 

Ich hoffe, dieser Bericht war wieder mutmachend und ermuntert den ein oder anderen, den ersten Schritt zu tun.

Lieben Gruß

Sabine Göbber